Vor Kurzem haben wir uns Achterknoten und Doppelter Bulin als Anseilknoten genauer angeschaut und deren Vor- und Nachteile aufgezeigt. Heute sagen euch Kletterprofis wie Jacopo Larcher, Babsi Zangerl, Seb Bouin, Connor Herson oder Carlos Traversi, warum sie welchen Knoten bevorzugen.
Die gängige Lehrmeinung besagt, dass der Achterknoten visuell einfacher zu überprüfen ist, was ihn sicherer macht, während der doppelte Bulin nach einem Sturz leichter zu lösen ist. Aber ist der doppelte Bulin wirklich der bevorzugte Knoten für ambitionierte Sportkletterer, während der Achterknoten der Standardknoten für alle anderen bleibt? Das sagen die Kletterprofis dazu:
Connor Herson machte 2022 mit einer spektakulären Trad-Begehung von sich reden. Der vielseitige Nachwuchskletterer ist vermutlich am bekanntesten dafür, dass er die berühmte Bigwall-Route The Nose am El Cap im Alter von 15 Jahren Rotpunkt und kurz darauf die Route Empath (5.14d) im Trad-Stil kletterte. Connor stammt aus einer Kletterfamilie und verkörpert den Stil der alten Schule mit einem modernen Touch.
Die Wettkampfkletterin Natalia Grossman holte 2021 bei den IFSC World Championships den Weltmeistertitel im Bouldern und wurde Amerikas neuer Wettkampf-Superstar. Im Jahr 2022 holte sie den Titel erneut. Auch im Vorstieg gehört sie zu den Spitzenkletterinnen und konnte draußen bereits eine 8c punkten.
Mit welchem Knoten sich wohl Natalia, der Inbegriff der neuen Schule, einbindet? «Achterknoten, weil ich nie etwas anderes gelernt habe.» Und sie fügt hinzu: «Ausserdem ist der doppelte Bulin bei Wettkämpfen gar nicht erlaubt.»
Für Carlo Traversi, der erst letztes Jahr beim Sportklettern 9b gepunktet und im Trad-Klettern eine 9a geschafft hat, ist ebenfalls der Achterknoten die erste Wahl. Allerdings war Carlo nicht immer im Team Achterknoten unterwegs: «Früher, als ich noch jünger war, habe ich ein paar Jahre lang einen doppelten Bulin verwendet. Aber ich fand, dass er schwerer zu überprüfen war und sich manchmal mehr lockerte, als mir lieb war.»
Auch Jacopo Larcher und Babsi Zangerl, eines der erfolgreichsten Bigwall-Teams, äussern sich zu den Knoten ihrer Wahl. Jacopo meldet sich zuerst zu Wort: «Also, ich verwende eigentlich beide: Bei Einfachseillängen (Sport und Trad) binde ich mit dem doppelten Bulin ein, bei Mehrseillängenrouten, Bigwalls oder für Halbseile verwende ich den Achterknoten.»
Jetzt verwende er ihn nicht mehr, weil es cool ist, sondern weil er nach weiten Stürzen viel einfacher zu lösen sei und die Einbindeschlaufe des Klettergurts schone. Was den Achterknoten angeht, meint er: «Bei Halbseilen verwende ich den Achterknoten, da die Einbindeschlaufe für zwei doppelte Bulin zu klein ist. Bei Bigwalls verwende ich aus demselben Grund ebenfalls den Achterknoten, da ich meistens auch eine Daisy Chain an meinem Klettergurt habe. Ausserdem befürchte ich, dass sich der Bulin teilweise lösen könnte, wenn ich so lang in der Wand unterwegs bin (vor allem beim Haulen).»
«Ich verwende den Achterknoten», sagt Babsi, die über einschlägige Klettererfahrung am El Cap verfügt und die Flash-Begehung der Kultroute Eternal Flame am Nameless Tower geschafft hat. «Das ist der Knoten, den mir mein Bruder an meinem ersten Klettertag gezeigt hat, als ich 14 Jahre alt war. Als Jacopo und ich zusammenkamen, stieg ich auf den Bulin um. Aber dann hatte ich eine schlechte Erfahrung an einer Bigwall damit, also bin ich wieder zum Achterknoten zurückgekehrt.»
Seb Bouin, einer der besten Sportkletterer der Welt und bekannt für Routen im oberen neunten Grad (9b), ist ein Purist, wenn es um seinen Kletterstil geht. Das bedeutet, dass er sich ausschliesslich darauf konzentriert, die härtesten und besten Routen der Welt einzubohren und zu klettern.
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Credits: Text und Titelbild: Black Diamond