Mit dem Modell «Kilo» hat der Bergsportausrüster La Sportiva einen superleichten Skitourenschuh entwickelt, bei dem der Name Programm ist: Sein geringes Gewicht von 1000 Gramm pro Schuh begünstigt lange Touren, seine clevere Konstruktion steile Aufstiege und sicheres Abfahren. Wir haben den Highend-Schuh im Frühling auf einer Rundtour zum Tüfelsjoch getestet.
Bei einem so leichten Skitourenschuh wie dem Kilo von La Sportiva kann man durchaus in Betracht ziehen, die gut 600 Höhenmeter vom Urnerboden zum Fisetenpass aus eigener Kraft zurückzulegen. In Anbetracht der Schneelage entscheiden wir uns dann aber doch für die Bahn und erfreuen uns am Aufstieg/Abfahrts-Verhältnis unserer geplanten Tour: 1220 Höhenmeter hoch, 1850 Meter runter.
Weniger Gewicht, weniger Kraftaufwand
Der erste Aufstieg vom Fisetenpass über das Rund Loch zum Gämsfairenstock erfolgt abgesehen von einer kurzen Steilstufe in durchgehend gemässigtem Gelände. Auf diesen 900 Höhenmetern wird uns das erste Mal bewusst, was es bedeutet, einen ultraleichten Skitourenschuh an den Füssen zu haben: Bei jedem Schritt spart man etwas Kraft – Reserven, die man zu einem späteren Zeitpunkt, in anspruchsvollerem Gelände oder in heiklen Passagen anzapfen kann.
Bevor wir die Zwischenabfahrt auf den Claridenfirn in Angriff nehmen, wollen wir uns etwas genauer anschauen, welche Neuheiten sich in dem ultraleichten Skitourenschuh verbergen. Zum einen ist da das Schalen-Verschlusssystem, über welches der Schuh sehr präzise fixiert werden kann. Zum anderen ist da das Tilt-Lock-Lite-System, über welches in Sekundenschnelle zwischen Aufstiegs- und Abfahrtsmodus gewechselt werden kann.
Von diesen cleveren Mechanismen profitieren wir auf der heutigen Tour gleich mehrfach. Nach den ersten Schwüngen bis zum Claridenfirn steigen wir Richtung Tüfelsjoch hoch. Es dauert nicht lange, bis wir den mit Metallbügeln bestückten Felssporn erreichen.
Da die von La Sportiva eigens entwickelte Sohle des Kilo für einen sehr guten Grip im Schnee, Eis und Fels sorgt, klettern wir an dieser exponierten Stelle noch ohne Steigeisen. Für den Abstieg auf der Nordseite gehen wir dann aber doch auf Nummer sicher. Dies geht ruckzuck, zumal der Skitourenschuh vorne und hintern über eine Steigeisenaufnahme für automatische Steigeisen verfügt.
Skitourenschuh Kilo: Wie eine zweite Haut
Am Tüfelsjoch angekommen, freuen wir uns darüber, den letzten Aufstieg der heutigen Tour gemeistert zu haben und belohnen uns mit einem ausgeprägten Vesper. Das erste Zwischenfazit zum Highend-Skitourenschuh fällt durchgehend positiv aus:
Das Handling funktioniert sehr einfach und lässt sich auch mit Handschuhen sehr gut bewerkstelligen. Was uns ebenfalls im positiven Sinne überrascht, ist der Fakt, dass der Schuh auch ohne vormaliges Tragen nirgends einengt oder Druckstellen aufweist.
Mit dem steilen Firnfeld auf der Nordseite trennt uns ein letztes Hindernis von den einladenden weiten Hängen, die zur Klausenpassstrasse runter führen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, im Tiefschnee den Abseilstand zu finden, befinden wir uns zwei Abseilmanöver später wieder in moderaterem Gelände.
Hohe Stabilität trotz minimalem Gewicht
Schnell ist der Kilo wieder in den Abfahrtsmodus versetzt und in die Bindung geklickt. Leider haben Wind und Sonne schon fleissig daran gearbeitet, die Schneedecke zu bearbeiten, sodass sich die genialen Hänge nicht ganz so genüsslich befahren lassen wie erhofft. Mit brennenden Oberschenkeln, aber doch einem Grinsen im Gesicht cruisen wir talwärts.
Der Kilo leistet dabei ganze Arbeit. Das Force-Verschlusssystem sorgt dafür, dass der ultraleichte Carbonschuh gerade im Bereich des Schienbeins sehr satt sitzt und dadurch für viel Stabilität und ein sicheres Fahrgefühl sorgt.
Auf den rund 1400 Höhenmeter bis zur Klausenpassstrasse erleben wir Schneebeschaffenheit in ihrer ganzen Vielfalt. Von Pulver auf den obersten Schwüngen im Schatten, über gedeckelt, bis hin zu sulzig-klebrig und mit Sahara-Staub versetzt, gibt’s heute alles.
Leider etwas früher als erhofft ist dann schneebedingt endgültig Schluss mit Skifahren. Also binden wir die Skis auf, entledigen uns sämtlicher warmer Kleidung und testen auf den nächsten Kilometern nochmals den Walk-Modus des Kilo.
Skitourenschuh Kilo: Unser Fazit
Mit dem ultraleichten Skitourenschuh Kilo hat La Sportiva einen Schuh entwickelt, an dem anspruchsvolle Skitourengeherinnen und Skitourengeher ihre Freude haben werden. Der Kilo bringt maximal 1000 Gramm pro Schuh auf die Waage, ohne Kompromisse bei der Sicherheit und Performance bei der Abfahrt.
Dafür sorgt unter anderem das innovative Schalen-Verschlusssystem, dank welchem sich der Schuh sehr präzise fixieren lässt. Der Kilo wird dadurch in seiner ganzen Kompaktheit quasi zur intuitiven Erweiterung des Fusses.
Dem Motto höher, weiter, sicherer trägt der Skitourenschuh mit seinem ebenso simplen, wie effektiven Ski/Walk-Modus Rechnung. Das System ist sehr einfach zu handhaben und lässt sich auch mit Handschuhen und «on the run» gut bedienen.
Ebenfalls ein fettes Daumen hoch erhält von uns die von La Sportiva entwickelte extraleichte Sohle des Kilo. Diese sorgt auf unterschiedlichstem Terrain für einen sehr guten Grip und vermittelt dadurch auf Geh- oder auch auf Kletterpassagen ein sehr sicheres Gefühl.
Skitourenschuh Kilo im Überblick
- Gewicht: 915g/Schuh (Frauenmodell), 1000g/Schuh (Herrenmodell)
- Grössen: 23 bis 27.5 (Frauenmodell), 24 bis 31.5 (Herrenmodell)
- Innenschuh: 170g/Schuh (Frauenmodell), 200g/Schuh (Herrenmodell)
- Kompatibilität: TECH – AT
- Neigung: Zwei Neigungen 12° bis 14°
- Last: 101
- Mobilität: 70°
- Preis: 845 CHF