Im Artikel so gelingt der Einstieg ins Drytooling wurden die Grundlagen des Drytooling vorgestellt. Dieser Artikel befasst sich nun mit den fortgeschrittenen Drytooling-Techniken. Deren Anwendung ermöglicht es, schwierigere Routen zu klettern und noch mehr aus dieser faszinierenden Spielart des Kletterns herauszuholen.
Ein Beitrag von Peter von Känel
Das lernst du in diesem Artikel
- Figure of Four
- Figure of Nine
- Untergriffe
- Lockeres Festhalten der Eisgeräte
- Umgreifen von lang auf kurz mit der gleichen Hand
Figure of Four
In überhängendem Gelände bietet die Figure of Four zwei entscheidende Vorteile: Man belastet den Hook nicht nach aussen vom Fels weg, sondern in der Falllinie nach unten. Dies ergibt einen verlässlicheren Kraftschluss zwischen Haue und Fels.
Weiter hat man aus der Figure of Four bei vergleichsweise moderatem Kraftaufwand gewaltig viel Reichweite, besonders wenn man sie technisch sauber ausführt. Die Reichweite wird maximal, wenn man die Figure of Four nicht in die Armbeuge, sondern auf das Daumen-Basisgelenk ansetzt und sich mit dem unteren Bein aufdrückt.
Figure of Nine
Bei der Figure of Nine schlägt man das Bein über den Arm der gleichen Körperseite, d.h. rechtes Bein – rechter Arm, respektive linkes Bein – linker Arm. Wenn man das Eisgerät umgreift und das Bein über den gegenüberliegenden Arm schlägt, ist man wieder in der Figure of Four. Diese Bewegungssequenz kann man wiederholen, um beispielsweise eine Dachpassage ohne Tritte zu klettern.
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Untergriffe
Es ist zwar manchmal etwas anstrengend und umständlich, das Eisgerät in der Hand zu drehen und in einen Untergriff zu setzen, aber einmal gesetzt, ermöglichen Untergriffe elegante und weite Züge. Sofern der Hook hält, bieten sie, sobald sie voll belastet sind, eine hohe Zuverlässigkeit.
Lockeres Festhalten der Eisgeräte
Besonders bei unsicheren Hooks ist es ein ebenso natürlicher wie kontraproduktiver Reflex, die Griffe der Eisgeräte mit viel Kraft zu umschliessen. Man klettert jedoch deutlich kraftsparender und kontrollierter, wenn man die Eisgeräte locker festhält und die Finger richtig positioniert: Den kleinen Finger legt man auf die horizontale Auflage. Die restlichen Finger lässt man durch lockeres Greifen nach unten an den kleinen Finger rutschen. Die so erzeugte Reibung erlaubt ein kraftsparendes Hängen am Griff.
Wenn man am eigenen Limit klettert, entscheidet das lockere Halten der Eisgeräte über Erfolg oder Misserfolg. Unter Stress kann man das weiche Greifen nur anwenden, wenn man es durch häufiges Üben automatisiert hat.
Umgreifen von lang auf kurz mit der gleichen Hand
Meistens geht mit dem Umgreifen ein Handwechsel einher. Es kommt jedoch ab und zu vor, dass man an einem Eisgerät mit der gleichen Hand von lang auf kurz umgreifen will. Nachfolgende Abbildung zeigt, wie das gemacht werden kann.
Man ergreift mit der anderen Hand den oberen Griff möglichst tief, indem man nur den Mittel- und Zeigfinger auflegt. Nun hat man genügend Platz, um vom unteren auf den oberen Griff zu wechseln und dabei die andere Hand zu lösen.
Zum Autor
Peter von Känel, Jahrgang 1973, ist Bergführer, Aviatik-Ingenieur und leidenschaftlicher Kletterer. Nicht nur mit dem Eis- und Mixedklettern, sondern auch mit dem Faktor Mensch setzt sich Peter bereits seit vielen Jahren intensiv auseinander.
Nebst einigen aufsehenerregenden Eis- und Mixed-Erstbegehungen wie beispielsweise der Route B.A.S.E im Lauterbrunnental, hat Peter viele extrem anspruchsvolle Routen wiederholt, teilweise als Bergführer.
Mit diesen Touren, sowie in vielen Diskussionen mit versierten Kletterkollegen, hat sich Peter über die Jahre einen grossen Wissensschatz über das Eis- und Mixedklettern angeeignet. In Kursen, Coachings und mit seinem neuen Lehrbuch gibt er dieses Wissen weiter.
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Credits: Titelbild Peter von Känel