Die Norwegerin Kristin Harila hat sich das Ziel gesteckt, alle 14 Achttausender der Welt innert einer Saison zu besteigen. Elf Gipfel hat sie bereits erklommen, die letzten drei stehen diesen Herbst an. Um die Rekordzeit von Nirmal Purja überhaupt unterbieten zu können, ist sie jedoch auf Bewilligungen aus China angewiesen.
Kristin Harila will nicht nur alle 8000er der Welt besteigen, sie will dies auch im Rekordtempo tun. Für die Norwegerin gilt es den Nepalesen Nirmal Purja zu schlagen, der mit 189 Tagen bis heute am wenigsten Zeit benötigte, um alle 14 Achttausender zu besteigen. Schafft die 36-Jähre die verbleibenden drei Gipfel Manaslu, Cho Oyu und Shishapangma vor dem 2. November, würde sie zur neuen Rekordhalterin.
Fehlende Bewilligung aus China
Nach dem 8156 Meter hohen Manaslu verblieben im 14-Peaks-Projekt der Norwegerin noch zwei Gipfel: Cho Oyo und Shishapangma. Beide grenzen an China und machen den Rekordversuch von der Bewilligung aus China abhängig. Der Cho Oyo kann von Nepal sowie von Tibet aus bestiegen werden, beim Shishapangma hingegen ist ein chinesisches Permit zwingend Pflicht. Leider seien ihre Bemühungen bisher nicht erfolgreich gewesen, was Kristin Harila teilweise auf die strengen Corona-Beschränkungen zurückführt.
Kristin Harila’s verzweifelter Hilferauf auf der Zielgeraden
Flaschensauerstoff, Sherpa-Power und Helikopter
Bei ihrem Rekordversuch zieht Kristin Harila sämtliche Register, die das moderne Höhenbergsteigen zu bieten hat. Sie nutzt für ihre Besteigungen künstlichen Sauerstoff, setzt auf ein sehr starkes und eingespieltes Sherpa-Team und macht von Helikopterflügen Gebrauch, um rasch von einem Basislager ins Nächste zu gelangen.
Eine Strategie, die aufzugehen scheint: In der ersten Phase ihres Projektes gelang es Kristin Harila und ihrem Team, die ersten sechs Achttausender (Annapurna, Dhaulagiri, Kanchenjunga, Mount Everest, Lhotse und Makalu) innerhalb von nur 29 Tagen zu besteigen.
Für die fünf Achttausender auf pakistanischem Boden (Nanga Parbat, K2, Broad Peak sowie Gasherbrum 1 und 2) benötigten sie 41 Tage. Spannend ist diesbezüglich auch ihre Einschätzung der Schwierigkeiten. «Für mich war der K2 trotz seiner Geschichte und der Todes-Raten einer der einfachsten in Pakistan», so Kristina Harila.
Dies habe hauptsächlich daran gelegen, dass sehr viele Leute am Berg unterwegs gewesen seien. «Viele Leute bedeuten, dass es über lange Strecken Fixseile gibt und dass regelrechte Wege und Stufen entstehen. Viele Leute erhöhen aber auch das Stau- und Steinschlag-Risiko.»
Staugefahr am Manaslu
Eine grosse Anzahl an Gipfelaspiranten kann aber auch rasch zu Stau führen und Wartezeiten verursachen. Die Norwegerin rechnet aufgrund der Covid-Einschränkungen der vergangenen Jahre mit vielen Leuten am Manaslu. «Wir erwarten rund 400 Bergsteigerinnen und Bergsteiger anzutreffen. Das könnte eine Herausforderung sein, da der Platz im Basislager beschränkt ist und Staus drohen.» Entsprechend könne es sein, dass sie loszögen, bevor die Fixseile verlegt seien.
Was dies bedeutet, hat Kristin Harila am Nanga Parbat und am Gasherbrum 1 am eigenen Leibe erfahren. «Ich muss sagen, dass der grösste Unterschied und die grösste Herausforderung dieser Berge das Klettern ohne Fixseile war. Es ist eine ganz andere Art des Kletterns.»
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Credits: Titelbild Kristin Harila