Alex Megos klettert Ondra’s Hammerroute Change (9b+) im Eiltempo

Alex Megos wiederholt den Ausdauerhammer Change (9b+) in der Hanshelleren Cave in Flatanger. Er ist nach Erstbegeher Adam Ondra, Stefano Ghisolfi und Seb Bouin erst der vierte Kletterer, dem dies gelingt – und dies nach gerade Mal vier Tagen des Projektierens.

Vom Olympiatief ins Durchstiegshoch: Der deutsche Profikletterer Alex Megos sichert sich in Flatanger eine der raren Begehungen der 9b+ Route Change. Nach nur vier Tagen des Auscheckens konnte er die beiden Seillängen verbinden. An seinem fünften Tag in der Hanshelleren-Cave punktete er Ondra’s legendäre Linie.

Worte können nicht beschreiben, was ich gerade fühle.

Alex Megos

Video: Alex Megos klettert Change (9b+) in Flatanger

Change (9b+): Wechselbad der Gefühle

Nach Flatanger angereist war der 31-Jährige in einem absoluten Stimmungstief. Intensive Olympiavorbereitungen und ein enttäuschender Auftritt im entscheidenden Augenblick hinterlassen auch bei einem gestandenen Profikletterer Spuren.

Die Enttäuschung von Paris sei immer noch sehr präsent gewesen, als sie in Flatanger angekommen seien, erzählt Alex Megos. «Ich brachte dringend Ferien, aber ich wollte auch einige Routen auschecken.»

Angesichts des immensen Potenzials an Kletterrouten auf allerhöchstem Niveau konnte er nicht wirklich lange stillhalten. Bereits nach vier Tagen in Adam Ondra’s Testpiece Change (9b+) habe er die beiden Seillängen zusammenhängen können.

Einzelne Teile des Puzzles habe er noch nicht gelöst. Doch er habe gespürt, dass ein Durchstieg bei einem wirklich guten Versuch möglich war, so Megos.

Glücklicherweise war dieser wirklich gute Versuch auch dann, als ich erstmals mit der Absicht im Hinterkopf einstieg, Change zu punkten.

Alex Megos
Ein zufriedener Alex Megos nach der vierten Begehung von Change (9b+). Bild: Alex Megos
Ein zufriedener Alex Megos nach der vierten Begehung von Change (9b+). Bild: Alex Megos

Megos klettert Change (9b+) mit Kneepad

Für die Begehung von Change trug Megos rechts ein Kneepad. Eine für den starken Franken eher unübliche Massnahme. Wir erinnern uns an seinen Wutausbruch, als er er wegen eines Kneepads einen 8c+ Flash vergeigte. Aber bei solch gigantischen Ausdauerlinien wie sie in Flatanger vorzufinden sind, kommt auch ein Alex Megos nicht um den Einsatz von Kneepads herum.

«Das Kneepad macht die Crux der ersten Seillänge etwas einfacher als die ursprüngliche Beta von Adam Ondra.» Weiter oben bewirke ein Kneepad nicht mehr wirklich viel, wenn sich die Kneebar-Skills auf seinem Niveau bewegten, erzählt Megos mit einem Augenzwinkern.

Der starke Franke scheint seine radikalen Ansichten hinsichtlich der Verwendung von Kneepads aber durchaus revidiert zu haben: «Ich bin immer noch weit entfernt von den Kneebar-Zaubereien anderer Kletterer, aber ich bin bereit zu lernen.»

Alex Megos in der ersten Schlüsselstelle der zweiten Seillänge von Change. Bild: Leo Ketil Bøe
Alex Megos in der ersten Schlüsselstelle der zweiten Seillänge von Change. Bild: Leo Ketil Bøe

Change: Erste 9b+ Route

Bei der monströsen Linie, die Adam Ondra 2012 erstbeging, handelt es sich um die erste 9b+ Route der Welt. Und Change ist ein wahrer Ausdauerhammer: 185 Züge und 55 Klettermeter warten auf potenzielle Wiederholende. Stefano Ghisolfi verbrachte bei der ersten Wiederholung von Change im Jahr 2020 mehr als eine Stunde in der Linie.

Die dritte Begehung von Change sicherte sich Seb Bouin im August 2022 – wie schon Stefano Ghisolfi vor ihm ebenfalls mit Kneepad. Während der starke Franzose die Route quasi als krönender Abschluss seines Norwegen-Trips kletterte, ist es bei Alex Megos gerade anders rum. Kaum in der Hanshelleren Cave angekommen, hat er eine der ganz grossen Linien bereits in der Tasche.

Damit stellt sich natürlich die Frage, was Megos während seiner «Ferien» als nächstes angehen wird. Gesellt er sich zu Stefano Ghisolfi, um Silence, die welterste 9c, zu probieren? Oder gelüstet es ihn mehr danach, Seb Bouin’s potenzielle 9c Move Integral oder Schuberts B.I.G. (9c) zu versuchen? Wir sind gespannt.

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Credits: Titelbild Leo Ketil Bøe

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