Gestern Abend sind in Villars die Europameisterschaften im Klettern zu Ende gegangen. Nach seiner Goldmedaille im Lead doppelte der Schweizer Kletterer Sascha Lehmann in der Kombination mit Silber nach. Sein Teamkollege Jonas Utelli komplettierte das Boulder&Lead-Podium als Drittbester.
Zum Abschluss der Sportkletter-EM in Villars-sur-Ollon glänzen Sascha Lehmann und Jonas Utelli im Kombinationsfinale und gewinnen die Silber- und Bronzemedaille. Geschlagen wurden sie einzig vom Franzosen Sam Avezou.
Im Kombinationsfinale belegten Jonas Utelli und Sascha Lehmann nach der Boulderrunde die Zwischenränge 5 und 7, bevor sie zu ihrer abschliessenden Paradedisziplin Lead antraten. «Ich habe erstaunlich gut in den Wettkampf gefunden und ich hatte richtig Freude am Bouldern», erzählte Jonas Utelli nach seinem Einsatz.
Ich wusste, ich kann nichts verlieren und muss meine Punkte irgendwie sammeln. Das ist mir zum Glück gelungen und dann konnte ich meine Stärke im Leadklettern ausspielen.
Jonas Utelli
Und wie er dies tat! In der Finalroute setzte der 20-Jährige, der zum ersten Mal bei einer Elite-EM antrat, eine neue Bestmarke und übernahm zwischenzeitlich die Führung.
Als zweitletzter Finalist kletterte Teamkollege Sascha Lehmann, der sich gestern zum Lead-Europameister küren lassen konnte. Und auch heute bestach der 26-Jährige mit seiner Form und kletterte zwei Züge weiter als Utelli.
Überflieger Sam Avezou verhindert Schweizer Doppelsieg
Nur Sam Avezou konnte anschliessend als letzter Athlet den Schweizer Doppelsieg noch verhindern. Der Franzose kletterte in Villars bereits zu EM-Gold im Bouldern, Silber im Lead und beendete auch die Boulderrunde im Kombinationsfinale auf dem ersten Zwischenrang.
In der entscheidenden Finalroute erreichte er zwar die Bestmarke von Lehmann nicht und kletterte auch einen halben Zug weniger weit als Utelli. Doch in der Endabrechnung erzielte er mehr Punkte als die beiden Schweizer und schnappte sich somit den Sieg.
«Ein Bubentraum ist in Erfüllung gegangen»
Die Freude über Silber und Bronze war bei Sascha Lehmann und Jonas Utelli riesengross. «Es ist unbeschreiblich, zusammen mit Sascha hier auf dem Podest zu stehen. Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen.»
Besonders nach seinem gestrigen vierten Platz in der Disziplin Lead bedeutet die heutige Bronzemedaille für Jonas Utelli einen versöhnlichen Abschluss der EM. «Die Enttäuschung gestern war gross, denn ich wollte unbedingt mit Sascha gemeinsam auf dem Podest stehen. Es war unser Traum, im Lead zusammen dort zu sein.»
Dass wir es jetzt in der Kombination geschafft haben, macht mich umso glücklicher – ein Bubentraum ist in Erfüllung gegangen.
Sascha Lehmann
Auch für Silbermedaillengewinner Sascha Lehmann hatte das gemeinsame Podest einen hohen emotionalen Wert: «Wir trainieren so oft zusammen und pushen uns gegenseitig. Diese Medaillen heute gemeinsam feiern zu können, ist einfach wunderbar.»
Laura Rogora gewinnt an Europameisterschaft auch Kombi-Finale
Bei den Frauen zeigte sich im Boulder&Lead-Finale ein ähnliches Bild wie schon in der Disziplin Lead: Die Italienerin Laura Rogora setzte sich im Duell gegen Ievgeniia Kazbekova durch. Während im Lead die Niederländerin Lynn Van der Meer das Podium komplettierte, war es kombinierten Finale die Französin Zélia Avezou, die mit deutlichem Punktevorsprung auf die viertplatzierte Sara Copar die Bronzemedaille gewann.
Laura Rogora lag nach dem Boulderfinale noch auf dem fünften Platz, vermochte in ihrer Paradedisziplin Lead dann aber mit der Bestmarke von 50+ genügend Punkte für den Gesamtsieg gutzumachen.
Die Ukrainerin Ievgeniia Kazbekova zeigte mit dem zweiten Platz im Bouldern und mit dem dritten Platz im Lead einen konstant starken Auftritt, was ihr die Silbermedaille in der Gesamtwertung einbrachte.
Zélia Avezou lag nach dem Boulderfinale gut fünf Punkte hinter der zweitplatzierten Kazbekova. Trotz der besseren Leistung im Lead reichte es ihr nicht aus, ihre Mitstreiterin auf den zweiten Platz zu verdrängen. Am Ende lag ein einziger Punkte zwischen der Silber- und der Bronzemedaillen-Gewinnerin.
Franzosen dominieren beim Bouldern
Im Boulder-Finale der Frauen am Freitagabend siegte die Französin Nailé Meignan nach einem sehr engen und spannenden Wettkampf, der die Zuschauer bis zur letzten Minute fesselte. Meignan sicherte sich die Goldmedaille mit einem Endergebnis von drei Tops und vier Zonen.
Damit setzte sie sich knapp gegen ihre engste Konkurrentin Ayala Kerem aus Israel durch. Diese kam dem vierten und entscheidenden Problem sehr nahe, das ihr den Titel hätte sichern können. Kerem hatte ebenfalls drei Tops und vier Zonen, jedoch zwei Topversuche mehr als Meignan.
Bronze ging an eine weitere französische Kletterin: Agathe Calliet, ebenfalls mit drei Tops und vier Zonen, aber mit einer noch höheren Anzahl von Versuchen.
Bei den Männern holte sich der Franzose Sam Avezou nach einem intensiven Wettkampf die Goldmedaille im Finale der Männer. Avezou, der gerade erst an den Olympischen Spielen teilgenommen hatte, zeigte eine bemerkenswerte Konstanz und Gelassenheit. Mit einem Endergebnis von zwei Tops und vier Zonen sicherte er sich den Sieg in einem spannenden und schwierigen Finale.
Das Boulder-Podium der Männer wurde von zwei britischen Kletterern komplettiert: Maximillian Milne und Dayan Akhtar. Beide hatten die gleiche Punktzahl wie Avezou erreicht, jedoch eine höhere Anzahl Versuche.
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Credits: Text SAC & IFSC, Titelbild: SAC / Romy Streit