Jernej Kruder klettert das Alex-Huber-Testpiece Bellavista (8b+, 500m)

Der slowenische Kletterer Jernej Kruder wiederholt an der westlichen Zinne die stark überhängende Huber-Route Bellavista (8b+, 500m). Zuvor kletterte er an der Marmolada-Südwand den Alpin-Klassiker Weg durch den Fisch (7b+, 37 SL) und am Piz Ciavazes die Via Italia (8a, 280m)

Der starke Slowene Jernej Kruder mischt seit über zehn Jahren erfolgreich im internationalen Wettkampfgeschehen mit und macht regelmässig mit Begehungen harter Boulder und schwieriger Sportkletterrouten auf sich aufmerksam. Wie er jüngst bewiesen hat, ist er auch im alpinen Gelände stark unterwegs: An den drei Zinnen wiederholte er die Route Bellavista (8b+, 500m), die durch das stark überhängende Dach der westlichen Zinne führt. Zuvor gelangen ihm mit seinem Kletterpartner Bor Levičnik die Routen Weg durch den Fisch (7b+, 37 SL) sowie Via Italia (8a, 280m).

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Bereits Anfang/Mitte Juli wirft Jernej Kruder während zweier Klettertage an den drei Zinnen einen Blick auf Bellavista. Bild: Bor Levičnik

Bellavista – Ein alpiner Meilenstein

Mit seiner Route Bellavista, die er im Winter 2000 im Alleingang eröffnete und ein Jahr später Rotpunkt kletterte, schenkte Alex Huber der Kletterwelt ein waschechtes, alpines Testpiece. Noch heute, mehr als zwanzig Jahre später, zählt die Tour zu den schwierigsten Mehrseillängenrouten der Welt.

Viele starke Kletterinnen und Kletter fühlen sich von der Herausforderung dieses Prüfsteins angezogen, so auch Jernej Kruder. «Es ist schon verrückt, wenn an einem Punkt plötzlich alles zusammenpasst», erzählt der 31-Jährige. Das schwierigste sei es gewesen, einen Kletterpartner zu finden und gleichzeitig gute Bedingungen zu erwischen.

«Es ist schon verrückt, wenn an einem Punkt plötzlich alles zusammenpasst.»

Jernej Kruder

Seilpartner fand er gleich zwei, gute Bedingungen nur am Tag vor der Begehung. Als sie zu dritt dem stark ausladenden Dach entgegen kletterten, sei es kalt und die Griffe schmierig gewesen. Die Trägheit der Dreierseilschaft sorgte dafür, dass Jernej Kruder vor der Schlüsselseillänge fast zwei Stunden warten musste, bevor er einen Versuch starten konnte. Nichtsdestotrotz wollte er seine beiden Kumpels nicht missen: «Ich bereue es nicht, mit zwei tollen Jungs dort gewesen zu sein, denn wir hatten viel Spass und alberten herum.»

«Ich kämpfte in allen 85 Zügen und erreichte den Umlenker komplett ausgepowert.»

Jernej Kruder

Nachdem er völlig gepumpt und durchgefroren vom ersten Versuch zurückkehrte, schwand die Hoffnung auf einen Durchstieg. Müdigkeit macht sich bemerkbar und die Zeit sass ihnen im Nacken. Trotzdem startete der Slovene nochmals einen Versuch. «Ich kämpfte in allen 85 Zügen und erreichte den Umlenker komplett ausgepowert.»

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Jernej Kruder und Bor Levičnik klettern Ende Juli 2022 an einem Tag durch den Alpin-Klassiker Weg durch den Fisch. Bild: Bor Levičnik

Erstmals über 1000 Klettermeter an einem Tag

Um sein alpines Repertoire zu erweitern und mehr Erfahrungen im Umgang mit mobilen Sicherungen zu erlangen, besuchte Jernej Kruder bereits Mitte/Ende Juli die Dolomiten, genauer gesagt die Marmolada Südwand. «Unser Ziel war es, die Marmolada an einem Tag zu besteigen», erzählt er. «Es war für mich das erste Mal, dass ich an einem Tag über 1000 Meter kletterte, und die Wahl der Route Weg durch den Fisch ein Volltreffer.»

«Es gibt bestimmte Routen, die einen wirklich motivieren und gleichzeitig erschrecken. Der Weg durch den Fisch ist solch eine.»

Bor Levičnik

Die Route liegt mit maximalen Schwierigkeiten von 7b+ unter dem Limit von Jernej Kruder. Entsprechend habe er jedes Bisschen geniessen können. «Ich fühlte mich wohl auf den Platten, hoch über dem Boden und zwischendurch auch über den Haken.»

Kletterpartner Bor Levičnik resümiert den Weg durch den Fisch folgendermassen: «Es gibt bestimmte Routen, die einen wirklich motivieren und gleichzeitig erschrecken. Der Fisch ist solch eine.» Was die Schwierigkeiten anbelangt, habe sich die Schlüsselseillänge gar nicht so schwierig angefühlt. Die 7a’s seien knifflig gewesen.

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Jernej Kruder sammelt Alpin- und Big-Wall-Erfahrung in den Dolomiten. Bild: Bor Levičnik

Von ihrem Erfolg motiviert, hängten die beiden Kletter nach einem Ruhetag noch die etwas schwierigere, aber dafür deutlich kürzere Mehrseillängenroute Via Italia (8a, 250m) an. Jernej Kruder’s Fazit nach dem Dolomiten-Abenteuer: «Ich bekomme mehr und mehr Erfahrung im Big-Wall-Klettern.» Wir sind gespannt, was da noch alles kommt.

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Credits: Titelbild Felix Valentini

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