In einem Finale voller รberraschungen sichert sich der erst 20-jรคhrige Toby Roberts die Goldmedaille an den Olympischen Spielen in Paris. Der Brite gewinnt vor dem japanischen Youngster Sorato Anraku und dem 6-fachen Weltmeister Jakob Schubert.
Die News rund um die Olympischen Spiele 2024 in Paris werden prรคsentiert von Mammut und Unparallel
Das Bouldern & Lead Finale der Mรคnner war an Spannung kam zu รผbertreffen: Erst gerieten beim Bouldern die Klettergrรถssen Jakob Schubert und Adam Ondra ins Hintertreffen und alles sah nach einem Sieg einer der jungen Athleten – allen voran Sorato Anraku – aus. Dann kรคmpfte sich Jakob Schubert mit einer gewaltigen Performance im Lead zurรผck aufs Podest und Toby Roberts drehte richtig auf.
Rangliste Bouldern & Lead Finale Mรคnner
- Toby Roberts, GBR, 155.2 Punkte
- Sorato Anraku, JPN, 145.4 Punkte
- Jakob Schubert, AUT, 139.6 Punkte
- Colin Duffy, USA, 136.4 Punkte
- Hamish McArthur, GBR, 125.9 Punkte
- Adam Ondra, CZE, 120.1 Punkte
- Alberto Ginรฉs Lรณpez, ESP, 116.2 Punkte
- Paul Jenft, FRA, 78.4 Punkte
Die Young Guns haben die Nase vorn
Nach dem Boulder-Finale sah es ganz danach, als ob der viel diskutierte Generationenwechsel im Wettkampfklettern eingetreten wรคre. Auf den ersten vier Rรคngen hatten sich mit Sorato Anraku, Colin Duffy, Toby Roberts und Hamish McArthur gleich vier Athleten der neuen Generation in Position gebracht.
Die Klettergrรถssen Jakob Schubert und vor allem Adam Ondra waren ordentlich ins Hintertreffen geraden. Wรคhrend beim tschechischen Kletter-Superstar die Medaillenhoffnungen bereits im Boulder-Finale geplatzt waren, konnte der รsterreicher auf Rang zumindest noch ein bisschen Trรคumen.
Ebenfalls alles andere als zufrieden mit ihrer Leistung dรผrften Alberto Ginรฉs Lรณpez und der Franzose Paul Jenft gewesen sein. Beide fanden nie richtig in den Boulder-Wettkampf und holten an den vier Boulderproblemen jeweils nur zwei Zone-2 sowie einen Zone-1 Punkt. Der Olympiasieger von Tokio sowie auch der achte an der WM in Bern dรผrften sich da wesentlich mehr erhofft haben.
Sorato, Duffy und Roberts mit Biss und Power
Auffรคllig stark prรคsentierte sich der Amerikaner Colin Duffy im Boulder-Finale. Fรผr das Top am ersten Problem benรถtigte er zwar einige Anlรคufe, der einarmige Sprung ans Top unterstrich jedoch seine Power. Diese liess er auch am Boulder 4 nochmals aufblitzen, welchen er als einziger toppen konnte.
Auch Toby Roberts zeigte im Bouldern seine Skills und viel Biss. Beispielsweise am sehr krรคftigen und 68 Grad รผberhรคngenden Boulder 4. Dort war er der einzige, der sich รผber das Dach hinaus schieben und in den Zielgriff hineinpressen konnte.
Und der Japaner Sorato Anraku, der trat auf die Matten und flashte gleich mal den ersten Boulder. Was fรผr eine Ansage in diesem starken Starterfeld! Fรผr das Top an Boulder 2 benรถtigte er sieben Anlรคufe, dabei zeigte sich jedoch schรถn, wie schnell er Fehler analysieren und adaptieren konnte. Am Plattenboulder 3 war der 17-jรคhrige der einzige Kletterer, der es bis zum Top schaffte.
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Lead-Finale: McArthur legt vor
Eine gute halbe Stunde nach dem Boulder-Finale stieg Hamish McArthur als erster in die Lead-Route ein. Warum der Brite mit der viertbesten Leistung im Bouldern? Weil in der umgekehrten Reihenfolge des Qualifikationsergebnisses gestartet wurde.
Der Brite legte gleich mal ordentlich vor. In einem guten Rhythmus kletterte er durch die unteren Sequenzen. Die von den Routenbauern gebaute Drehung an kleinen Fingerlรถchern meisterte er ohne Problem. Erst deutlich รผber der 60-er Marke verliessen ihn die Krรคfte.
Colin Duffy war top motiviert, hoch hinaus zu klettern. Der 20-jรคhrige, der dieses Jahr den Weltcup in Chamonix gewonnen und an der letzten Olympiade 6. geworden war, kletterte ebenfalls ohne Probleme bis zum blauen Abschnitt, fiel dann aber kurz vor dem Highest-Point von McArthur raus.
Magic-Schubert-Moment
Nach Paul Jenft, der noch in der schwarzen Sequenz aufgrund eines taktischen Fehlers nicht mehr Clippen konnte, trat Jakob Schubert auf die Bรผhne. Der รsterreicher, bekannt dafรผr, an Wettkรคmpfen zu Hรถchstform aufzulaufen, machte sich drauf und dran, die Party der Youngsters doch noch zu stรถren.
Mit zwei Minuten verbleibender Zeit erreichte er die 60er-Marke, schรผttelte nochmals ordentlich und kletterte weiter. Wie auf Autopilot, kletterte er immer hรถher und erst am zweitletzten Griff, zog es auch Schubert die Ellbogen hoch. Vom Rang fรผnf im Bouldern hatte sich der 33-Jรคhrig sechsfache Weltmeister kurzerhand an die Spitze des Klassements befรถrdert.
Im Interview nach dem Wettkampf sagte Jakob Schubert, dass er trotz seiner Freude schon dem einten oder anderen Top oder Boulder nachtrauere. ยซDie Boulder-Runde hat mich extrem frustriert, da wรคre viel mehr drin gewesen.ยป
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Roberts holt Olympiagold
Jetzt konnten ihm nur noch Toby Roberts und Sorato Anraku das Spiel vermiesen. Erst hatten aber noch Alberto Ginรฉs Lรณpez und Adam Ondra ihre Auftritte. Auch wenn sie beide keine Chancen mehr auf einen Spitzenplatz hatten, so gelang es ihnen doch, mit 92.1, bzw. 96 Punkten, richtig starke Lead-Performances rauszuhauen.
Auftritt Toby Roberts: Der 20-jรคhrige gilt wie Schubert als Lead-Spezialist mit einer gewaltigen Ausdauer. Dies zeigte sich dann vor allem im obersten Routenabschnitt. An den letzten Griffen suchte er verschiedene Positionen, um doch noch weiter ziehen zu kรถnnen. Roberts kam zwar nicht so weit wie Schubert, kletterte mit seinen Punkten aus dem Bouldern aber klar an die Tabellenspitze.
Als der japanische รberflieger Sorato Anraku in die Route einstieg, rechneten wohl viele mit einem Top. Der 17-Jรคhrige kletterte auch gewohnt locker und รถkonomisch. Beim Karussell zeigten sich dann aber erstmals kleine Unsicherheiten. Als er nach der 60-Marke den hohen Hook setzte, um weiter zu ziehen, viel er zur grossen รberraschung bereits hier aus der Wand.
Toby Roberts brauchte einige Momente, bis er sein Glรผck fassen konnte. Erst als ihm sein Trainer einen Finger als Zeichen fรผr den ersten Platz und damit die olympische Goldmedaille hochhielt, brachen die Emotionen รผber ihn herein.
Content-Partner Olympische Spiele 2024 in Paris
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Credits: Titelbild Lena Drapella / IFSC