Zum zweiten Mal in Folge heisst der stärkste Boulderer am IFSC Weltcup in Prag Dohyun Lee. Der Koreaner setzte sich im Finale gegen Manuel Cornu und Toby Roberts durch. Bei den Frauen gewann Natalia Grossman in einem emotionalem Finale vor Naïlé Meignan und Oceania Mackenzie.
Das Boulder-Finale der Herren beim IFSC Weltcup in Prag 2024 war ausgeglichen und hart umkämpft bis zum letzten Boulder. Am Ende war es der Südkoreaner Dohyun Lee, Goldmedaillengewinner der letztjährigen Austragung in Prag, der auf der selben Bühne seine zweites Weltcup-Gold feiern konnte.
Boulder drei matchentscheidend
«Ich bin einfach sehr glücklich! Es gab einige knifflige Züge im Finale, einige Boulder waren kompliziert für mich, aber ich habe mein Bestes gegeben und es hat sich ausgezahlt», sagte der 21-jährige Olympionike von Paris 2024, der sein Finale mit zwei Tops und vier Zonen abschloss.
Da sich die beiden Boulder Nummer zwei und drei für alle sechs Finalisten als unüberwindbar herausstellten, war die Zone, die sich Lee im 13. Versuch an M3 sicherte, entscheidend für seinen Vorsprung vor dem Franzosen Manuel Cornu.
Französischer Routinier zurück auf Podium
Der erfahrene französische Kletterer Manuel Cornu wurde mit zwei Tops und drei Zonen Zweiter und stand damit fünf Jahre nach seinem letzten Weltcup-Podium – 2019 in Chongqing, China – endlich wieder auf einem IFSC-Podium.
Entsprechend gross war Cornus Freude: «Es ist verrückt, oder? Es fühlt sich definitiv verrückt an. Ich habe heute Abend nicht viele Worte. Ich habe eine lange, schwierige Phase hinter mir. Vor einem Jahr, hier in Prag, waren die ersten Worte an meinen Trainer nach der Qualifikationsrunde: ‚Für mich ist es vorbei‘. Und jetzt stehe ich hier, auf dem Podium.»
Er habe es nicht für möglich gehalten, dass sowohl Sorato Anraku und Tomoa Narasaki am vierten Boulder stürzen würden. «Ich war mir also ziemlich sicher, dass ich den vierten Platz erreichen würde. Ich war sehr überrascht.»
Roberts lässt nicht locker
Paris 2024-Sieger Toby Roberts belegte den dritten Platz und holte mit zwei Tops und zwei Zonen Bronze. «Ich bin so aufgeregt! Es war ein seltsames Finale, ich hätte nie gedacht, dass ich auf dem Podium stehen könnte, aber ich habe nicht aufgegeben, konnte mich zusammenreissen und am letzten Boulder bis zum Top klettern.»
Der Silbermedaillengewinner von Paris 2024, der Japaner Anraku Sorato, lag mit einem Top und vier Zonen nur knapp ausserhalb der Medaillenränge und wurde Vierter. Sein Teamkollege Tomoa Narasaki folgte auf dem fünften Platz, ebenfalls mit einem Top und vier Zonen, während Adam Ondra vor heimischen Publikum das Finale mit einem Top und drei Zonen beendete.
Nach schwierigem Start dreht Grossman auf
Das Rennen um den Gesamtsieg des Boulder-Weltcups 2024 der Frauen ist nach dem Sieg von Natalia Grossman in Prag noch spannender geworden. Die Amerikanerin gewann in einem emotionalen Finale vor Naïlé Maignan aus Frankreich und Oceania Mackenzie aus Australien.
Grossmans Finale begann nicht gut, denn die US-Kletterin fand erst nach neun Versuchen das Top an Finalboulder Nummer 1 und verpasste es, sich das Top von W2 zu sichern. Mit ihrem Flash an Boulder Nummer drei brachte sie sich jedoch zurück ins Rennen.
Grossman wurde schliesslich die einzige Finalistin, die Boulder Nummer vier toppte und das Finale mit drei Tops und vier Zonen abschloss. Für die Amerikanerin ist es bereits die 11. Goldmedaille an einem Boulder Weltcup: «Dieser Sieg bedeutet mir so viel, mehr als jeder andere Sieg, den ich in letzter Zeit hatte. Er bedeutet, dass ich es schaffen kann, wenn ich an mich selbst glaube.»
Ebenfalls auf dem Podium standen die Französin Naïlé Maignan – Zweite mit zwei Tops und vier Zonen – und die Australierin Oceania Mackenzie – Dritte mit zwei Tops und drei Zonen. Vierte wurde die Japanerin Matsufuji Anon. Die Plätze fünf und sechs belegten die Französin Zélia Avezou und die Japanerin Nakamura Mao.
Grossman übernimmt Führung im Gesamtweltcup
Mit ihrem Sieg in Prag kletterte Grossman auch an die Spitze der vorläufigen Gesamtrangliste des Boulder-Weltcups der Frauen, punktgleich mit der Slowenin Janja Garnbret. Die 23-Jährige aus Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah hat die World Cup Series bereits dreimal in Folge gewonnen.
Gewinnt sie auch 2024, kann sie mit Anna Stöhr aus Österreich und Noguchi Akiyo aus Japan gleichziehen, die je vier Trophäen gewonnen haben. Nur die Französin Sandrine Levet hat mit fünf Titeln mehr Gesamtweltcups gewonnen.
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Credits: Titelbild Dimitris Tosidis/IFSC