Athleten enttäuscht vom Schweizer Alpen-Club SAC

Beim Schweizer Alpen-Club sind die Wogen noch immer nicht geglättet. Nach der überraschenden Entlassung des erfolgreichen Nationaltrainers Urs Stöcker meldeten sich die betroffenen Athletinnen und Athleten zu Wort. In der Kritik steht der Chef Leistungssport, Hanspeter Sigrist. Eine unabhängige Arbeitsgruppe des SAC sollte Klarheit schaffen. Jetzt richten die Athletinnen und Athleten einen erneuten Appell an ihren Verband.

Die Situation im Bereich Leistungssport beim SAC scheint seit längerem für viele nicht zufriedenstellend. Scharfe Kritik üben nicht nur die betroffenen Athletinnen und Athleten, sondern offenbar auch andere Trainer und die meisten für die Nachwuchsförderung zuständigen Regionalzentren. Dem Chef Leistungssport Swiss Climbing, Hanspeter Sigrist, wird vorgeworfen, er missbrauche seine Macht und es mangle an Führungskompetenz. Die Entlassung des erfolgreichen Nationaltrainers Urs Stöcker Ende 2016 brachte das Fass endgültig zum Überlaufen (LACRUX berichtete).

Athletinnen und Athleten melden sich zu Wort

Die Athletinnen baten ihren Verband in einem Schreiben um ein klärendes Gespräch. Ein solches fand am 10. Februar 2017 statt und liess die Athletinnen und Athleten hoffen, die Situation würde sich bald zum Besseren wenden. „Wir gingen positiv gestimmt aus diesem Gespräch und waren zuversichtlich, dass unser Anliegen ernst genommen wird“, erklärten die Athletinnen und Athleten in einer Stellungnahme gegenüber LACRUX.

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SAC setzt Arbeitsgruppe zur Klärung ein

Die Kritik der Athletinnen und Athleten und weiterer Personen hat den SAC dazu bewogen, die Situation genauer unter die Lupe zu nehmen. „Es wurde umgehend eine Arbeitsgruppe einberufen, die die Situation innerhalb von Swiss Climbing eingehend analysiert hat und zuhanden des Zentralvorstands einen Bericht abgegeben hat“, so Françoise Jaquet, Zentralpräsidentin des SAC, gegenüber LACRUX. Ebendiese eingesetzte Arbeitsgruppe wird aber in ihrer Unabhängigkeit kritisiert. Eines der Mitglieder war Leo Condrau, ehemaliger Vorgesetzter von Hanspeter Sigrist. Würde er die Kritik an Sigrist bestätigen, käme dies einer Selbstkritik gleich. Ebenfalls Einsitz in der Arbeitsgruppe hatte gemäss den Angaben des Tagesanzeigers Charles Giroud. Er begleitete vor wenigen Monaten die Restrukturierung des SAC und würde seine eigene Arbeit ebenfalls in Frage stellen, wenn er die Kritik an Hanspeter Sigrist gutheissen würde.

Der Zentralvorstand hält an Sigrist fest

An seiner Sitzung vom 15. Mai 2017 hörte der SAC-Zentralvorstand das Resultat der Arbeitsgruppe an und fällte folgenden Entscheid: „Die Zusammenarbeit mit Hanspeter Sigrist, Chef Leistungssport SAC Swiss Climbing, wird mit neuer Kompetenzregelung weitergeführt und zu seiner Entlastung die Arbeit neu strukturiert.“ Weiter wird mitgeteilt, das Nationale Leistungszentrum Magnet in Niederwangen (BE), werde den Vertrag mit dem SAC auf Ende Jahr kündigen. Pikantes Detail: Die Berner Kletterhalle Magnet gehört der Sigrist GmbH, also Hanspeter Sigrist. Die Person beim SAC, die für den Leistungssport und damit für das Training der Schweizer Athleten und Athletinnen zuständig ist, führt also gleichzeitig mit ihrer privaten GmbH das Nationale Trainingszentrum des SAC. Angesichts der aktuellen Kritik war dem SAC nun offenbar nicht mehr ganz wohl.

Enttäuschung über Entscheid ist gross

Die Entscheidung des SAC, an der Zusammenarbeit mit Hanspeter Sigrist festzuhalten, führt zu völligem Unverständnis seitens der Athleten. „Wir sind enttäuscht mit diesem Entscheid und der Art der Kommunikation. Missmut und Misstrauen sowie Angst sind dadurch natürlich nicht kleiner geworden“, schreiben die Athletinnen und Athleten in ihrer Stellungnahme gegenüber LACRUX. „Wir fühlen uns nicht ernstgenommen und haben deshalb am Weltcup in Villars noch einmal auf unsere Unzufriedenheit mit der jetzigen Situation aufmerksam gemacht.“

SAC will Lösung finden

Auf den Appell in Villars angesprochen meint Françoise Jaquet: „Das Wohlbefinden der Athleten liegt uns sehr am Herzen. Und wir sind uns bewusst, dass die Situation für die Athletinnen noch nicht zufriedenstellend und ideal ist. Wir sind mit Hochdruck daran, eine Lösung zu finden, die für die Athleten stimmt, damit sie sich wieder voll und ganz auf den Sport konzentrieren können.“ Im E-Mail-Abbinder von Frau Jaquet, der jeder Nachricht automatisch hinzugefügt wird, steht geschrieben: „Lass den Alltag hinter dir und besuch eine der 152 Hütten des SAC.“ Diesem Aufruf folgen die Verantwortlichen des SAC hoffentlich nicht. Denn es ist im Interesse aller Involvierten, des SAC sowie der Athletinnen und Athleten, Klarheit zu schaffen und die Wogen zu glätten.

Athleten enttäuscht vom Schweizer Alpen-Club SAC
Die Athletinnen und Athleten appellieren an den Schweizer Alpen-Club SAC

 


Hinter dem öffentlichen Appell und der Stellungnahme gegenüber LACRUX stehen die Athletinnen und Athleten Sascha Lehmann, Kevin Heiniger, Baptiste Ometz, Dimitri Vogt, Beni Blaser, Kevin Huser, Marco Müller, Moritz Waldleben, Obed Hardmeier, Anne-Sophie Koller, Andrea Kümin, Jara Späte, Natalie Bärtschi, Rebekka Stotz, Katherine Choong und Sofya Yokoyama.


Credits: Bild zVg, Artikel Tagesanzeiger (10.05.2017, 24.05.2017), Stellungnahme der Athletinnen und Athleten

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