Nur ein Jahr nach der Geburt ihres Kindes meldet sich die Schweizer Kletterin Nina Caprez zurück im Kletterbusiness – wie es scheint fast stärker als zuvor: In den fribourgischen Gastlosen gelingt der 36-Jährigen die Wiederholung der schwierigen Mehrseillängentour Yeah Man (8b+, 300m).
Im Verlaufe ihrer Kletterkarriere hat sich Nina Caprez mit der Begehung schwierigster Mehrseillängenrouten einen Namen gemacht. Die beiden Rätikon-Prüfsteine Silbergeier (8b+, 200m) und Unendliche Geschichte (8b+, 400m), La Voie Petit (8b, 450m) am Grand Capucin oder Delicatessen (8b, 120m) in Korsika sind nur einige davon. Vergangenen Sonntag konnte sie ihre Liste um eine weitere knallharte Tour erweitern: Yeah Man (8b+, 300m) an den Gastlosen.
«Ein Jahr nach der Geburt meiner Tochter bin ich zurück, um das zu machen, was ich am liebsten mache: Harte Mehrseillängenrouten in den Alpen zu probieren.»
Nina Caprez
Yeah Man: Ein Projekt für die ganze Familie
Das Projekt Yeah Man startete in der ersten Juni-Woche. «Wir reisten als ganze Familie in die Gastlosen an», erzählt Nina Caprez. Der Plan sah vor, dass sie gemeinsam mit ihrer 19-jährigen Au-paire Pauline die Mehrseillängenroute Yeah Man auschecken würde, während ihre Mutter als Babysitter und ihr Partner Jeremy Bernard als Fotograf fungierten.
Wie wir an dieser Stelle bereits alle wissen, machte sich diese Arbeitsteilung bezahlt. Nicht nur zeigte die bis Dato noch wenig Mehrseillängen erprobte Au-pair eine erstaunliche Lernkurve punkto Seil-Management, Jumaring oder Seilhandhabung. Auch Nina Caprez fand zu ihrem eigenen Erstaunen rasch zurück zu alter Höchstform.
Als ihr am fünften Tag die Schlüsselseillänge gelang, habe sie sich dies kaum erklären können, so Nina Caprez. «Ich war seit Jahren nicht mehr dazu in der Lage, 8b+ zu klettern.» Vielleicht liege es daran, dass sie sich so verdammt gut fühle hoch oben in der Wand. Oder daran, dass ihre gesamte Familie sie an diesem wundervollen Ort unterstütze. «Und vielleicht besteht die Magie auch nur darin, diese winzigen Griffe in Yeah Man so richtig zuzuballern.»
Erste Frauen-Rotpunktbegehung
Mit ihrem erfolgreichem Durchstieg vergangenen Sonntag sichert sich Nina Caprez die erste freie Frauen-Begehung dieser schwierigen Mehrseillängenroute. Zwar konnte das Basken-Duo Josune Bereziartu and Rikar Otegi 2004 sämtliche Seillängen frei klettern, jedoch aufgrund des schlechten Wetters keine freie Begehung an einem Stück versuchen. Ihre Begehung von Yeah Man widmete Nina Caprez ihrem lieben Freund Giovanni Quirici (1978-2011).
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Credits: Titelbild Nina Caprez