Der schweizer Profialpinist und Bergführer Roger Schäli hat in der Nordwestwand des Piz Güglia beim Julierpass eine neue Route eröffnet. Die offensichtliche und ästhetische Eislinie bietet im unteren Teil anspruchsvolle Mixed- und Eiskletterei bis WI5+ und M5+.
Ein Erfahrungsbericht von Roger Schäli
Das Nordwestwand-Couloir des Piz Güglia ist eine offensichtliche und ästhetische Eislinie, welche im unteren Teil anspruchsvolle Mixed und Eiskletterei bietet.
Die dritte Seillänge ist die Schlüsselstelle mit senkrechter Eiskletterei. Wegen des vielen Schnees im Winter 2024, waren die gebildeten Säulen sehr dünn und zu Beginn, wie am Ende, mit viel kompaktem Schnee anstatt Eis geformt.
Den zweiten Teil der Eissäule kletterte ich deshalb weiter rechts über eine exponierte Felsrampe. Ab der Wandmitte wird es deutlich einfacher. Im oberen Teil bewegt man sich in klassischem Nordwandgelände. Moderate Kletterei in Schnee und Eis sind gespickt mit kurzen technisch kombinierten Stellen, im dritten oder vierten Schwierigkeitsgrad (je nach Routenwahl, vorhandenen Schneemengen und Verhältnissen).
Im Winter über dieses Nordwandcouloir und den Nordgrat auf den Piz Güglia zu klettern, ist ein komplettes Winterabenteuer, welches von der Julierpass-Strasse aus in einem Tag machbar ist und alles bietet, was ein Winterbergsteigerherz begehrt. Die Aussicht vom Piz Güglia fühlt sich, dank seiner alleinstehenden Position und der spitzen Form, wie in Alaska oder Canada an.
Zustieg:
Vom Parkplatz, auf dem Julierpass, geht es mit den Tourenskis durch die Valletta dal Güglia, zum Einstieg der Route.
Dieser ist nach ca. 600 Höhenmeter sehr gut erreichbar und ist nur ab den letzten 300 Metern sehr steil und anspruchsvoll.
Nichts desto trotz ist der Zustieg ein purer Wintergenuss und rundet den späteren Aufstieg zum Piz Julier perfekt ab.
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Credits: Titelbild Flavia Celia | flaviaphotography.com