Dani Furrer und Ruedi Bunschi haben einen der längsten Grate im Granit, den Salbit-Westgrat, in aufwändiger Arbeit saniert. Was die Herausforderungen dieser Herkulesaufgabe waren, erfährt ihr im nachfolgenden Bericht.
Ein Beitrag von Sarina Amherd
Der Westgrat am Salbitschijen im Kanton Uri ist weit über die Grenzen der Schweiz hinaus berühmt. Kletterer und Kletterinnen aus aller Welt reisen in die malerische Göscheneralp, um einen der schönsten und zugleich längsten Grate im Granit zu erklimmen. Die eindrucksvollen Felsen des Westgrats erzählen von bekannten Abenteuern aber auch von Geschichten, die bisher noch im Verborgenen liegen.
Dani Furrer und Ruedi Bunschi, zwei leidenschaftliche Kletterer und langjährige Freunde aus dem Kanton Uri, haben nicht nur am Salbitschijen Klettergeschichte geschrieben, sondern auch durch ihre engagierte Arbeit zur Erhaltung und Sanierung vieler Kletterrouten beigetragen. Doch wer sind die beiden Männer, die sich der Herausforderung annahmen, einer der längsten und bekanntesten Grate zu sanieren.
Dani Furrer, 57 Jahre, aufgewachsen in Erstfeld im Kanton Uri, hat den Westgrat des Salbitschijen bereits 20 Mal bestiegen. Seine erste Begehung erfolgte als 16-jähriger Junge. Recherchen zufolge gelang ihm, zusammen mit seinen Begleitern, am 22. Dezember 1985 die erste Winterbegehung dieser Route in einem Tag.
Ruedi Bunschi, 49 Jahre und aus Bürglen im Kanton Uri, setzte ebenfalls bemerkenswerte Akzente am Westgrat. Seine erste Begehung war am 18. September 2020. Dabei gelang ihm die Besteigung der Route onsight und, bis auf die Hakenleiter, im Free-Solo-Stil in 3 Stunden.
Dani und Ruedi haben sich nicht nur als hervorragende Kletterer einen Namen gemacht, sondern auch durch ihre Arbeit an zahlreichen Kletterrouten, sei es in Klettergärten oder bei Mehrseillängen. Gemeinsam haben sie viele Routen saniert und neu eingerichtet, wobei die Leidenschaft für das Einrichten und Sanieren neuer Routen für beide ebenso stark ist, wie die Freude am Klettern selbst.
Die Vision, alte und teils in Vergessenheit geratene Klassikerrouten zu sanieren und neu zum Leben zu erwecken, entwickelte sich über die Jahre. Die Idee nahm konkrete Formen an, als ihr enger Freund Richi Walker, die Salbithütte 2018 übernahm. Ab da startete die intensive Sanierungsreihe mit der Route «Jimmy» am Zwillingsturm des Salbitschijens.
Seitdem haben Dani Furrer und Ruedi Bunschi insgesamt acht Routen am Salbitschijen saniert, darunter auch den Westgrat, der mit Abstand die anspruchsvollste und härteste von allen war. Für die Sanierung des Westgrats trugen die beiden Rucksäcke mit bis zu 25 kg Material, darunter Bohrmaschinen, Winkelschleifer, Bolts und Standplätze. Das Haulen der Rucksäcke war aufgrund des Gratverlaufs nicht an allen Orten möglich. Für die vollständige Sanierung des Westgrats benötigten Dani und Ruedi insgesamt vier Tage.
Die Vorbereitungen für eine Klettersanierung beginnen jedoch schon viele Tage oder Wochen im Voraus. Je nach Route und Stil stellt jede Sanierung eine individuelle Herausforderung dar, da die Anforderungen erheblich variieren können. Wenn möglich, sollten die Erstbegeher um Erlaubnis und Informationen gebeten werden, um die historische Integrität der Route zu wahren.
Eine grosse Herausforderung ist das Zusammentragen des gesamten benötigten Materials. Unzählige Topos müssen studiert, Bolts und Standplätze gezählt werden, damit genau die richtige Menge an Ausrüstung mitgeführt wird. Eine weitere Frage stellt sich unmittelbar: Wie kommt das gesamte Material an den Berg. Der Materialtransport konnte teilweise mit einem Hubschrauber der Firma «swiss helicopter» ausgeführt werden. Vieles tragen Dani und Ruedi jedoch auch selbst hinauf.
Der Routencharakter und deren Führung sollen möglichst originalgetreu erhalten bleiben, was jedoch selten vollständig möglich ist. Viele Routen wurden im Laufe der Jahre immer wieder nachgerüstet und abgeändert, was dazu führt, dass sowohl altes als auch neues Material in der Wand oder am Grat zu finden ist. Heute kommen Bohrmaschinen und Bolts zum Einsatz, während früher mit Hammer und Schlaghaken gearbeitet wurde.
Letztlich werden weniger Bolts, jedoch am richtigen Ort gesetzt. Dabei spielt auch die umfangreiche Erfahrung von Dani und Ruedi eine entscheidende Rolle. Es wird darauf geachtet, kritische Stellen zu entschärfen und dennoch den alpinen Charakter der Route zu bewahren. Die Schwierigkeiten der einzelnen Seillängen sollen möglichst unverändert bleiben, beziehungsweise sollen nach wie vor frei geklettert werden.
Trotz ihrer Leidenschaft für die Sanierung von Kletterrouten ist dieses Engagement für die beiden finanziell wenig lohnend. Die meisten Kosten tragen sie aus eigener Tasche – ein Betrag, der locker für einen Kleinwagen ausreichen würde. Für die Sanierung des Westgrats am Salbitschijen erhielten Dani und Ruedi Unterstützung durch den Verein «Rebolting». Ausserdem stellt ihnen Richi Walker, Hüttenwart der Salbithütte, jederzeit Kost und Logie zur Verfügung. Dennoch wäre mehr Unterstützung und vor allem Wertschätzung für ihre Arbeit wünschenswert, insbesondere von den Hüttensektionen.
Für ihre Arbeit ernten sie zwar kaum Lorbeeren, doch sie ist von unschätzbarem Wert für die Klettergemeinschaft. Ohne die Sanierung und Erhaltung der Routen würden viele Klassiker nicht mehr geklettert und schliesslich in Vergessenheit geraten. Dani Furrer und Ruedi Bunschi haben es sich zur Aufgabe gemacht, dies zu verhindern. Trotz häufiger Bekundungen, dass die letzte Routensanierung wirklich die letzte war, zieht es die beiden immer wieder in die grossen Wände, um altes Material mit neuen, glänzenden Bolts auszutauschen.
Ihre Arbeit stellt sicher, dass diese wertvollen Routen auch für zukünftige Generationen von Kletterern zugänglich und sicher bleiben. Sie setzen sich unermüdlich für die Bewahrung des alpinen Erbes ein und tragen damit massgeblich zur Lebendigkeit der Klettertradition bei. Dafür verdienen sie nicht nur höchste Anerkennung, sondern auch ein herzliches Dankeschön aus der gesamten Klettergemeinschaft.
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Credits: Bildmaterial zVg
Vielen Dank an Ruedi und Dani.
Gibt es ein Topo, wo zu sehen ist wo und was saniert wurde, bzw. wo sich die Absicherung verändert hat?
Ein grosses Dankeschön an die beiden Sanierer für ihre aufopfernde und uneigennützige Arbeit, die ja auch in anderen Urner Kletter-Gebieten
immer wieder vorbildlich tätig sind.
Grüsse
Beat Nideröst Schwyz
Der Artikel im Magazin über die Sanierung des Salbit Westgrats zeichnet ein sehr positives Bild der Arbeit, die Dani Furrer und Ruedi Bunschi bei der Sanierung der Route geleistet haben. Dabei wird die Bedeutung ihrer Arbeit für die Klettergemeinschaft und die Erhaltung klassischer Routen betont. Allerdings muss ich dieser Darstellung in einigen Punkten deutlich widersprechen.
Zunächst einmal stellt der Artikel die Sanierung als Beitrag zur „Bewahrung des alpinen Erbes“ dar. Diese Aussage halte ich für problematisch. Das Setzen zahlreicher Bohrhaken entlang des Westgrats, der für seine alpine Herausforderung bekannt war, hat den Charakter der Route grundlegend verändert. Was früher eine klassische alpine Tour war, bei der Erfahrung in der Verwendung mobiler Sicherungsmittel unerlässlich war, ist nun zu einer nahezu reinen Plaisirtour geworden. Wenn ich als durchschnittlicher Ü50-Bergsteiger die gesamte Route ohne zusätzliche mobile Sicherungen begehen kann, wurde der alpine Charakter, der für viele den Reiz solcher Touren ausmacht, schlichtweg zerstört. Von der „Erhaltung des alpinen Erbes“ kann also keine Rede sein, wenn heute eine horizontale Bohrhakenleiter die ursprüngliche Herausforderung eliminiert.
Ein weiteres Argument des Artikels, nämlich dass Klassiker ohne solche Sanierungen in Vergessenheit geraten würden, halte ich ebenfalls für falsch. Ein Blick auf andere Regionen wie die Dolomiten oder die Dauphiné zeigt das Gegenteil. Dort werden alpine Routen ohne Bohrhaken belassen, und dennoch erfreuen sich diese Klassiker großer Beliebtheit – und zwar gerade bei Kletterern, die den traditionellen Stil und die damit verbundenen Herausforderungen schätzen.
Da es am Salbitschijen bereits zwei andere, gut gesicherte Grate gibt, wäre es sinnvoll gewesen, den Westgrat als anspruchsvollere alpine Route zu erhalten.
Es ist nachvollziehbar, dass Furrer und Bunschi viel Arbeit und Engagement in die Sanierung gesteckt haben, und dafür verdienen sie Respekt. Doch der Grat zwischen notwendiger Sicherheit und dem Erhalt des alpinen Charakters wurde hier meiner Meinung nach deutlich überschritten. Letztendlich wird durch solch massive Eingriffe eine Vereinheitlichung der Klettererlebnisse herbeigeführt, die den Reiz und die Vielfalt des Alpinismus verwässert.
Für mich ist die Sanierung des Salbit Westgrats somit kein Grund zur Freude, sondern ein weiterer Schritt in Richtung Kommerzialisierung und Standardisierung des Bergsports – auf Kosten der alpinen Tradition.
Ich bin diese Tour vor einigen Jahren geklettert-das war ein schönes alpines Erlebnis. Ohne Cams nicht möglich (außer Free Solo).
Heuer sind den Westgrat einige Bekannte geklettert und haben dabei keinen einzigen Cam benötigt. Ob es sinnvoll ist solche Kletterrouten für jeden „machbar“ zu machen wage ich einmal zu bezweifeln..
Daher kann doch niemals von einer gelungenen Sanierung gesprochen werden. Da gäbe es in der Schweiz einige Gebiete, die wirklich saniert werden müssten.