2022 sind in den Schweizer Alpen und im Jura laut Bergnotfallstatistik 3668 Personen in eine Notlage geraten und mussten von der Bergrettung gerettet oder geborgen werden – das ist leicht weniger als im Vorjahr. Beim klassischen Bergsport sind 109 Menschen tödlich verunfallt – das ist deutlich weniger als 2021. Die Anzahl Spaltenstürze auf Gletschern war mit 70 Personen beinahe doppelt so hoch als im Durchschnitt der letzten 10 Jahre (38).
2022 war das beste Jahr in der Geschichte der SAC-Hütten – noch nie gab es so viele Übernachtungen. Daraus ist zu schliessen, dass noch nie so viele Bergsportlerinnen und Bergsportler in unseren Bergen unterwegs gewesen sind. Umso erfreulicher ist es, dass laut Bergnotfallstatistik die Anzahl Bergnotfälle 2022 (3668) gegenüber dem Vorjahr (3680) leicht gesunken ist – die Anzahl Todesfälle ist sogar markant gesunken – von 131 im Jahr 2021 auf 109 im Jahr 2022.
Mehr Blockierungen auf Skitouren
Auffallend ist, dass 2022 deutlich mehr blockierte Personen (1008) Nothilfe beanspruchten als im 10-jährigen Durchschnitt (607). Insbesondere auf Skitouren haben Blockierungen gegenüber den Vorjahren um mehr als das Doppelte zugenommen.
Schneearmer Winter begünstigt Spaltenstürze
Die Anzahl Spaltenstürze auf Gletschern war mit 70 Personen beinahe doppelt so hoch als im Durchschnitt der letzten 10 Jahre (38). Es gab 6 Stürze mit Todesfolgen (der 10-Jahresdurchschnitt liegt bei weniger als 2). Dies ist auf die schlecht eingeschneiten Gletscher zurückzuführen.
In Gebieten, die vorwiegend von Süden her Schnee erhielten, z.B. die südlichen Walliser Alpen, lag extrem wenig Schnee. Überall in den Alpen war zudem die Ausaperung auch in hohen Lagen deutlich früher als normal.
Anzahl Bergsportler auf Allzeithoch
Mit verschiedenen Hitzeperioden war der Sommer 2022 schweizweit der zweitwärmste Sommer (nach dem Sommer 2003) seit 1864. Als Folge hielten sich vermutlich so viele Personen wie noch nie in den Bergen auf, was eine deutliche Zunahme der Notfälle auf Hochtouren, auf Klettersteigen und beim Trailrunning hatte.
Weniger tödliche Unfälle
Beim klassischen Bergsport im engeren Sinne [1] sind bei 98 Ereignissen 109 Berggänger/innen tödlich verunfallt (Vorjahr 131). Das sind weniger als im langjährigen Durchschnitt (122). Auffallend ist, dass der Anteil der ausländischen Opfer mit 40% (44 Personen) wieder zugenommen hat. Während der beiden Coronajahre lag dieser Anteil unter 30%. Die Ursache dazu ist auf die erhöhte Reiseaktivität zurückzuführen.
Zahlen und Auswertungen
Die vorliegenden Zahlen und Grafiken basieren auf den Einsatzdaten der Bergrettungsorganisationen REGA, der Alpinen Rettung Schweiz ARS, der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation KWRO und weiterer Institutionen.
- Der Begriff «Bergnotfall» umfasst alle Vorkommnisse, bei denen Berggänger/innen die Hilfe der Bergrettungsdienste beanspruchen. Dies betrifft auch Erkrankungen und Evakuierungen von unverletzten Personen. «Bergunfälle» – als Untermenge der Notfälle – sind Ereignisse, die der allgemeinen Definition eines Unfalls entsprechen.
- [1] Als Bergsteigen im engeren Sinne werden in dieser Statistik vor allem die Ereignisse beim klassischen Bergsport verstanden, zu deren Ausübung kein Transportgerät verwendet wird. Deshalb sind bei den hier ausgewiesenen Zahlen insbesondere die Todesfälle beim Delta- und Gleitschirmfliegen, beim Speed-Flying, beim Base-Jumping und bei der Benutzung von Mountainbikes gesondert erfasst. So sind die Zahlen des klassischen Bergsports auch über mehrere Jahre vergleichbar.
- Als Blockierung werden alle Notfälle bezeichnet, bei denen Berggänger/innen infolge Erschöpfung, Überforderung, Materialverlust oder anderen Missgeschicken nicht mehr in der Lage sind, ihre Tour aus eigener Kraft weiterzuführen oder abzubrechen. In der Regel sind die Betroffenen unverletzt.
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Credits: Text Schweizer Alpenverein SAC, Titelbild Foto von Mandy Beerley | Unsplash