Sean Villanueva befreit altes Patagonien-Projekt | The Approach Team Line

Sean Villanueva gelingt die freie Begehung der schwierigsten Route am El Mocho-Massiv in Patagonien, The Approach Team Line. Es handelt sich um eine alte Technoroute zweier Bulgaren.

Ein Bericht von Rolando Garibotti | Patagonia Vertical

Im Schatten der gewaltigen Gipfel des Fitz-Roy-Massivs, ragt El Mocho empor – eine Formation, die für ihre langen, anhaltenden Risssysteme bekannt ist und einige der besten Mehrseillängenrouten der Region bietet. Trotz ihrer außergewöhnlichen Qualität wird El Mocho oft übersehen, da sich viele Kletterer auf die berühmteren Gipfel konzentrieren.

Doch Sean Villanueva O’Driscoll hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern – zuletzt mit der ersten freien Begehung der Approach Team Line, die nun als die schwierigste Freikletterrroute des gesamten Massivs gilt.

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(Bild Julia Cassou)

Eine Geschichte extremer Routen an El Mocho

Villanueva hat bereits mehrfach bewiesen, dass El Mocho Weltklasse-Freikletterrouten zu bieten hat. 2021 eröffnete er Chaltén sin Clecas und Chaltén sin Chapas – zwei anspruchsvolle und abwechslungsreiche Routen mit allem, was das Kletterherz begehrt: «Blind Moves» um eine Kante, kräftige Züge in Dachrissen, bei denen die Füsse kommen und «Feet First»-Moves – das ganze Programm. Im selben Jahr gelang ihm außerdem die freie Begehung von Gray Yellow Arrow, die er gegenüber Patagonia Vertical als «absolut fantastische Kletterei» beschrieb.

Sean Villanueva beim Versuch in The Approach Team Line mit Jula Cassou-Pete Whittaker-Sean Warren_Bild Sean Warren
Sean Villanueva beim Versuch in The Approach Team Line mit Jula Cassou, Pete Whittaker und Sean Warren. (Bild Sean Warren)

Während eines Versuchs an Sin Clecas mit Mecha Rocamora seilte Villanueva über die unteren Seillängen der Route Approach Team Line ab und war sofort fasziniert von deren Qualität. Ein Jahr später kehrte er mit Pete Whittaker und Julia Cassou zurück, doch die Schlüsselstelle ließ sich nicht im Rotpunkt durchsteigen. Sie setzten ihren Aufstieg bis zum Gipfel fort, um die Route weiter zu erkunden, aber der unfertige Versuch ließ Villanueva keine Ruhe.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Fest entschlossen, die Route The Approach Team Line zu klettern, kehrte Villanueva einige Wochen später mit Poldo Menéndez zurück, um an den Schlüsselseillängen zu arbeiten. Doch ein plötzlicher Sturm zwang sie zum Rückzug. Erst im Februar 2024, zusammen mit Flo Delcoigne, gelang schließlich die lang ersehnte freie Begehung.

Sean Villanueva in der Route The Approach Team Line_El Mocho_Patagonien_Freikletterei_Bild Julia Cassou
(Bild Julia Cassou)

Um 6 Uhr morgens begannen die beiden ihren Aufstieg und kämpften sich durch technisch anspruchsvolles und äußerst kräftiges Gelände. Die Schlüsselstelle – ein mit Bolts gesicherter Boulderzug durch ein Dach – gelang Villanueva im drittem Versuch. Flo konnte diese Seillänge nicht klettern, meisterte aber die nächste 7c-Diagonale im Flash: eine lange, technische Verschneidung mit kniffligen Platzierungsmöglichkeiten, einem schwer zu clippenden Bolt und einem heiklen Fünf-Meter-Runout auf kleinen Leisten bis zum Standplatz.

Die zweite 7c-Seillänge erinnert an Peak-District-Kletterei und kombiniert zwei aufeinanderfolgende Boulderprobleme: einen heiklen Mantle auf eine Platte, gefolgt von einem kraftvollen Untergriffzug mit Reibungstritten. Da die Passage völlig nass war, griffen sie zu Hilfsmitteln: Toilettenpapier und ein Paar Socken halfen, den Fels so weit zu trocknen, dass Delcoigne die Stelle flashen und Villanueva sie rotpunkt klettern konnte.

Topo der Route The Approach Team Line

Topo_Klettern_The Approach Team Line_El mocho_Patagonien_Bild Patagonia Vertical
Topo der Route The Approach Line am El Mocho, Patagonien. (Bild Patagonia Vertical)

Mit den schwierigsten Stellen hinter sich wurde der weitere Aufstieg zum puren Vergnügen. Sie folgten endlosen Rissen, darunter ein atemberaubender 60 Meter langer Offwidth-to-Hand-Crack, bevor sie mit Steigeisen und Bergschuhen die letzten Meter bewältigten. Um 1 Uhr nachts erreichten sie den Gipfel und seilten in Rekordzeit ab. Um 4:30 Uhr morgens, 23 Stunden nach ihrem Aufbruch, erreichten sie ihr Lager.

«Eine brillante Route»

Nach der Besteigung beschrieb Villanueva die Route The Approach Team Line gegenüber Patagonia Vertical als «von genialer Qualität, nicht zu ‚commiting‘, aber technisch sehr anspruchsvoll.» Den Weg für die Route geebnet haben 2016 die Bulgaren Martin Marovski und Viktor Varoshkin. In fünf Tagen und mithilfe von 280 Metern Fixseil richteten die beiden eine Techno-Route mit sieben Seillängen und Schwierigkeiten im Bereich 6c, A2+ ein.

Kletterrouten am El Mocho – Patagonien

Übersicht Routen El Mocho_Topo_Bild Patagonia Vertical
Übersicht der Routen an El Mocho. (Bild Patagonia Vertical)

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Credits: Titelbild Julia Cassou, Bericht Rolando Garibotti | Patagonia Vertical

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